Freitag, 29. Januar 2010

Das göttliche "Kindlein" im anderen


Zufällig erfuhr ich kürzlich aus der Erzählung einer 14 Jahre älteren Schwester, dass wir 1963 in Jesulo (nördlich von Venedig) waren. Dort erlebte ich was in die "Weihnachtsgedanken 2008" einfloss.

bei dem Ortsnamen `Jesulo´ musste ich wieder an untenstehenden Text von vor über einem Jahr denken und dachte: `wie passend zur Intention der Geschichte`

so hat sich nun von außen her biografisch gerundet (sicherlich nicht abgeschlossen) was etwa 12 Monate zuvor innerlich aufleuchtete:


Einst lag ein blondgelocktes Kindlein gebettet zwischen Himmel und Erde in einer Hängematte. Es badete mit Leib und Seele in der sommerlich warmen Luft und im mediterranen Licht der Sonne, im zarten Rauschen der fernen Strandungswellen, genoß mit jeder Faser seines Körpers den herzhaften Duft sonnenerwärmter Piniennadeln auf dem sandigen Boden und vermeinte tief-verträumt, das Zirpen der Grillen käme vielleicht aus Duft und Hitze. Denn es wusste noch nichts von den Grillen (der Menschen).
Plötzlich sah es sich von schwarzhaarigen Menschen mit braunen, vom Leben gezeichneten Gesichtern umgeben. Kaum dass sie das Kindlein erblickten, verschwand alle auf ihnen lastende Schwere des Alltages. Sie wurden hell und fröhlich, als sei in einem jeden von ihnen das eigene verborgene Kindlein erweckt worden.
Ihre reine Freude, die aus weiten Herzen strömte und ihre sehr lebendige Begeisterung teilten sie den beiden Eltern des Kindleins in Worten einer fremden Sprache mit.
Doch das Fremde, das sonst ja so leicht die Menschen voneinander zu trennen vermag, schmolz im sonnigen Licht der gemeinsamen Freude schnell und fast unmerklich dahin.
Das Kindlein aber freute sich, dass es durch sein bloßes so-Sein seinen lieben Eltern zu einer großen Freude verholfen hatte.

So wie damals jenen Italienern das kleine blonde Kind, so möge das Fest des Christ-Kindleins uns, die auch wir vom Leben gezeichnet sein dürfen, Freude bescheren! Auch Freude darob, dass Christus in unserem Herzen das Gefühl für unser eigenes himmlisches Kindlein zu wecken vermag.

Wie ich mich als dieses Kindlein gefühlt habe, das kann ich auch entdecken, wenn ich mich z.B. an kleinen Kindern freue, mich mit ihrer Hilfe erinnere, wie ich damals war. Oder z.B. wenn ich mich dann - so weit wie möglich zurückerinnere und mich frage: wie habe ich in dem damaligen Kleinkind-Sein mich selbst empfunden, mich, der ich all dieses wahr nahm?

Beides wurde mir zu Weihnachten 2008 geschenkt!

Zum erste mal in meinem Leben hatte ich ausdrücklich geplant Weihnachten mehr meditativ und aus diesem Grunde ganz allein zu feiern. Dass ich unversehens am 23. in die Weihnachtsfeier des Dorfes und anschließend in die Weihnachtsfeier in der Familie von Kristjan und Katri geriet, sah noch so danach aus, als ob sich günstig das Gemeinschaftliche von allein vor die Weihnachtszeit füge.

Kaum hatte ich am 24. meine Hausarbeit abgeschlossen, klopfte es aber an der Tür. L., die direkte Nachbarin, stand mit 2 Töchtern in der verschneiten Dunkelheit, wünschten mir gesegnete Weihnachten und überreichten mir kleine Geschenke. Zudem luden sie mich zu ihnen zum reichhaltigen Abendessen ein. Kaum 10 min. darauf traf ich in ihrer sehr einfachen, ärmlichen Behausung ein (4 Erwachsene und 5 Kinder wohnen in 3 kleinen Räumen und einer Küche, die nicht groß genug ist dass ein Esstisch für alle hineinpassen würde).

Nebst der stillen Herzlichkeit der Gastgeberin leuchteten vier Kleinkindaugen fast wie funkelnde Sterne – die äußere Ärmlichkeit bei weitem überstrahlend. D. ist 3 2/3 Jahre und E. wird am 30.12. 1 Jahr alt. Mit ein paar einfachen spielerischen Bewegungen ließen sie sich jauchzend vor Glück machen. Und der Kleinen offensichtliches Glücklichsein hob die allgemeine Stimmung und einte alle z. T. doch sehr unterschiedliche Menschen im Raum.

Durch die Beschäftigung mit der künstlerischen Biografie-Arbeit fiel mir am 25.12. meine wohl „jüngste“ Kindheitserinnerung wieder ein. Entgegen den Gepflogenheiten in der Biografiearbeit habe ich sie für diesen Sternpost-Brief nicht als reines Erlebnis aufgeschrieben sondern bewusst auf mein Weihnachtsthema hin ausgemalt. Auch die Skizze, mit der ich mich der Idee näherte, bevor ich sie in Worte fassen konnte, stellt zum Glück nicht die fotografische Wirklichkeit dar. Und ist vielleicht doch in gewissem Sinne der Wahrheit näher....


Wenn vom alten weisen Evangelisten Johannes überliefert ist, dass er täglich der Gemeinde mit Herzblut die Worte gab „Kindlein, liebet einander“, dann kann sich das für uns mit unseren heutigen Ohren entweder leicht kindisch oder auch leicht herablassend anhören.

Seit heute glaube ich mit innerlich jubelnd-lichter Klarheit, dass er meinte, dass das „Kindlein“ in uns (unser eigentlicher ewiger Wesenskern, unsere innerste Sonne) das „Kindlein“ im Menschenbruder erkennen und lieben möge. Notfalls auch durch alle äußere Ärmlichkeit und Unvollkommenheit hindurch. Aber wohl auch durch allen äußeren Erfolg, Glanz und Reichtum hindurch.

Und auf der Grundlage dieses Erkennens und Liebens des innersten und ewig Göttlichen im anderen durch eben selbiges in mir bekommen auch die Worte „Friede den Menschen die eines guten Willens sind“ eine tiefere Lebenswirklichkeit, eine tragende Lebenskraft!

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