Freitag, 31. Oktober 2008

Warum tut Liebe so weh? Hat keiner eine Antwort darauf?













Nach dem letzten Blog-Eintrag hier ging ich mit der Feuer-Weisheits-Frage zu Bett.

Des morgens fiel mir ein Kunstbuch ins Auge und als ich es aufschlug war ich über eine Ikonendarstellung überrascht: ...himmlische Weisheit im "Feuermantel" (siehe Foto)


Feuer hat mit Wärme und Verwandlung, mit Durchgang zu tun (warum springen Kröten freiwillig ins Feuer?), aber auch mit Schmerz.


Und so passt vielleicht auch folgendes dazu:

Eine junge Frau hat per PC auf ein s/w-Bild in ihrem Bilder-Video geschrieben: "Warum tut Liebe so weh? Keiner hat eine Antwort darauf!"

etwas von dem, was mir dazu in den Sinn kam, habe ich ihr als Kommentar aufgeschrieben und vermute, dass das auch hier ein, zwei Menschen ein wenig interessieren könnte..... :

ich selbst denke, dass es Antworten auf die Frage gibt, warum Liebe bzw. das, was man heutzutage alles dafür hält, weh tun kann...

....nur, wie bei allen Warum-Fragen, kann man auch hier auf jede Antwort wieder eine neue Warum-Frage stellen...

...mit Warum-Fragen allein kommt man daher nicht zu tiefgründig letzten Antworten...


...früher war es üblich zu jemandem, den man so mochte, dass es weh tun konnte, zu sagen "ich mag dich LEIDEN"...


...wer mag heute noch leiden wenn er an Liebe denkt? Wird nicht oft durch Werbung und Hollywood-Filme suggeriert, dass die große Liebe das Paradies auf Erden sei, das endgültige Ende von Schmerz und Leid? Und dass Leiden und Schmerz mit Misserfolg gleichzusetzen sei, mit einem eigentlich unakzeptablen Zustand?


Wer wird sich dieser Gehirnwäsche bewusst und wer wehrt sich dagegen?

Anstattdessen halten viele diese Sichtweise für unausweichlich und naturgegeben und leiden unter dem Schmerz und dem Leid mehr als nötig, fügen sich selbst zusätzlich Schmerz und Leid zu und machen sich selbst kaputt...

...es kann auch eine Versuchung sein in seinem Schmerz und seinem Leid zu schwelgen...

...das Risiko dabei ist, dass man das Augenmaß verliert (oder erst gar nicht gewinnt) und dass man dem Schmerz und dem Leid einen Teil ihres Sinns und Zwecks raubt: für wichtige Zusammenhänge und Aufgabenstellungen wach zu machen...
...mein Schmerz ist - bildlich gesprochen- mein Zeigefinger, der auf etwas hinweist...
...wenn ich mich nur mit dem Zeigefinger an sich beschäftige oder ihn beseitigen will, weil der ständig ausgestreckte Finger mich stört, fängt er mich irgendwann an zu nerven und vor allem verhindere ich selbst dass er mir das bringt, was er bringen könnte....

...ich weiß selbst, dass Schmerz aufgrund enttäuschter Sehnsüchte und Hoffnungen nicht so leicht zu entziffern ist, wie ein einzelner, klar in eine Richtung ausgestreckter Zeigefinger...
...trotzdem möchte ich im Nachhinein selbst die mich fast in den Wahnsinn treibenden Schmerzen in meinem Leben, denen gegenüber rein körperlich verursachte Schmerzen eine Kleinigkeit sind, nicht mehr ungeschehen machen, nicht nur wegen dem, was ich dadurch (mühsam) erkennen und lernen durfte, sondern auch wegen der Erfahrung, dass es tief in meiner Seele einen Kern gibt, der, wenn ich es nur will, alles durchsteht und durch das nüchterne Durchleben des Schmerzes und des Leides gestärkt und geläutert weiter besteht.

Ich bin lebend Tode gestorben, dadurch ist mir eine Gewissheit erwachsen, die einem niemand durch Erzählen oder logisches Denken vermitteln kann, die Gewissheit dass das wesentlichste in mir, das was wirklich wichtig ist durch den Tod hindurch weiter geht, durch Weiterverwandlungen hindurch weiter besteht und schon unfassbar lange vor diesem meinem jetzigen Leben bestanden hat...
...die Seele kann so weit werden, dass sie Sterne und Sonnen in sich vereinigt, sie kann sich aber auch so stark zusammenziehen, dass sie leicht durch ein Nadelöhr hindurch passt...
...der Schmerz ist immer auch eine Übung für die Seele sich klein zu machen (wodurch dann vieles im Verhältnis dazu gewaltig Groß erscheinen kann)...
...kann aber auch zusätzlich eine Chance sein mehr als nur den Schmerz wahr zu nehmen, den Schmerz quasi als ein sich öffnendes Fenster zu nutzen, dass den Blick auf etwas eröffnet, was wir ohne diesen Schmerz nicht erkennen können, was aber auch nicht der Schmerz selbst ist...

...daher macht es mich immer traurig, wenn ich sehe, das ein Mensch am Schmerz nur leidet und er nicht an innerem Gewinn mitnehmen kann was er mitnehmen könnte, würde er seinen inneren Blick nicht auf das Leiden am Schmerz fixieren...


...es gibt zwei Extreme:
1. - den Schmerz möglichst ganz verhindern oder eliminieren zu wollen
2. - im Schmerz zu verharren, in ihm bzw. im Leiden an ihm zu schwelgen und dieses Leiden sich so anstauen zu lassen, dass man darin zu ertrinken droht

Zwischen diesen beiden Extremen mitten hindurch (und nicht kopfmäßig drüber hinweg) gibts einen jeweils ganz persönlichen, schmalen Goldenen Mittelweg - so man ihn denn geht...

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eine humorvoll bebilderte Homage an "Desiderata"